Archäologische Ausgrabung in Baden-Württemberg


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Latènezeitliche Eisenerzverhüttungsöfen.

Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg untersuchte mit Unterstützung der Stiftung Volkswagenwerk im Sonderforschungsbereich Eisen die keltische Eisengewinnung in Südwestdeutschland.

Bereits in den dreißiger Jahren war der Hobbyarchäologe Dr. Feiler aufgrund frühlatènezeitlicher Keramikfunde zu großflächigen Nachforschungen am Neuenbürger Schloßberg (Gemeinde Neuenbürg, Enzkreis) animiert worden. Während mehrerer Jahre gelang ihm die Bergung umfangreichen Fundmaterials. Die Größe der Siedlung rund um den Schloßberg und das überaus üppige Inventar warfen die Frage nach dem wirtschaftlichen Hintergrund auf, besonders weil sich im tief eingeschnittenen Enztal und auf den Buntsandsteinhöhen allein mit Landwirtschaft oder Viehhaltung keine großen Erträge erzielen lassen. Um Neuenbürg sind bis jetzt 71 Brauneisenerzgänge bekannt, die ab 1720 bis ins 19. Jahrhundert rege abgebaut wurden. Im Rahmen des Eisenprojektes wurde das weitere Umfeld des Schloßberges systematisch nach Verhüttungsschlacken abgesucht, um auf Anlagen zu stoßen, die verbindliche Aussagen zum tatsächlichen Alter des dortigen Bergbaus zulassen.

SchlackeIn Neuenbürg, Schnaizteich, konnte ein Verhüttungsplatz mit sehr zahlreichen Schlacken lokalisiert werden, die im Unterschied zu mittelalterlichen anscheinend weniger gute Fließeigenschaften aufweisen. Sie sind als Brocken und Klötze wahrscheinlich direkt vor dem Abstichsloch eines Rennofens erstarrt. Die Ergebnisse von Magnetometermessungen oberhalb der Schlackenhalde führten zu einer Grabung, bei der zugehörigen Verhüttungsanlagen in erstaunlich gutem Zustand angetroffen wurden. Es fanden sich vier Reste von Verhüttungsöfen aus der Frühlatènezeit. Einer konnte komplett geborgen und im Landesdenkmalamt Stuttgart restauriert werden.

VerhüttungsofenEs handelt sich um einen Kuppelofen mit aufgesetztem Schacht und Schlackenabstichsloch. Eine Düsenöffnung zum Ansatz eines Blasebalgs liegt schräg oberhalb des Abstichslochs. Der Ofen war vermutlich komplett in den Hang eingetieft, was mit geringerem Wärmeverlust als bei freistehenden Konstruktionen verbunden war. Bedient wurde er von oben durch den Schacht und von einer ebenfalls eingetieften davorliegenden Arbeitsgrube. Die während des Verhüttungsvorgangs anfallende Schlacke mußte von hier aus entsorgt und auf Halde geworfen werden. Außerdem wurde in der Arbeitsgrube wahrscheinlich mit dem Blasebalg hantiert. Die genaue Handhabung ist noch nicht erforscht. Hier könnten neben naturwissenschaftlichen Untersuchungen vor allem Experimente mit nachgebauten Öfen dienlich sein. An dem geborgenen Exemplar lassen sich konkrete Maßzahlen abnehmen, was zu einem Nachbau geradezu auffordert.

G. Gassmann

Bilder: 1. Neuenbürg, Schnaizteich (Kr. Pforzheim). Brauneisenerz auf Buntsandstein. - 2. Neuenbürg, Schneizteich (Kr. Pforzheim). Verhüttungsofen der Frühlatènezeit.

    Literatur:
  • Guntram Gassmann und Günther Wieland, Frühkeltische Eisenproduktion im Nordschwarzwald: Rennöfen des 5. Jahrhunderts v.Chr. bei Neuenbürg-Waldrennach, Enzkreiz. In: Archäologische Ausgrabungen 2004 (Stuttgart 2005), Seite 102-107.
  • Dieter Kapff, Keltische Hüttenwerke im Nordschwarzwald entdeckt. In: Schwäbische Heimat, Heft 2006/1. Seite 48-53.

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4. Mai 1997 - ergänzt 11. März 2006.

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