Stuttgarter
Nachrichten
STUTTGART 17.1.2000



Das Neckarerlebnis steckt in einer langen Startphase

Viele Hindernisse bei Aufwertung des Ufers am Wasen

Es soll der große Wurf werden und die Stuttgarter an ihren Fluss zurückbringen: das Konzept ¸¸Neckarpark'' des Stadtplanungsamtes zwischen König-Karls- und Gaisburger Brücke. Die Pläne landen aber zunächst in der Zwischenablage der Verwaltung.

VON CLAUS HAUENSCHILD

Der zeitliche Rahmen für die Aufwertung des Neckarufers entlang des Wasens bewegt sich mittlerweile in der Dimension zwischen fünf und zehn Jahren. Das hängt nicht nur am Geld. Letzteres dürfte bei den Summen, die man gegenwärtig in Stuttgart bereit ist, in die Hand zu nehmen, wohl eher ein kleines Häppchen sein. Der Chef des Stadtplanungsamtes, Albert Ackermann, muss sich zudem um Sponsoren bemühen, wenn die geschätzten knapp 20 Millionen Mark an Bau- und Kultivierungsmaßnahmen genehmigt werden sollen.

Die Stadtplaner brauchen einen langen Atem. Zwar sind Ackermann und der Chef des Untertürkheimer Werkes von DaimlerChrysler, Volker Stauch, im Gespräch, aber einen Termin für den Abriss des größten Hindernisses, nämlich der Mercedes-Einfahrbahn zwischen Talstraße und Campingplatz, gibt es noch nicht. Ackermann schätzt in zwei bis drei Jahren.

Erste Vorarbeiten an dieser Stelle sind im Gange. In einem Antwortschreiben an die beiden ehemaligen Stadträte Jürgen Haug (SBL) und Werner Feinauer (SPD) teilt OB Schuster mit, dass Bohrungen auf dem Platz an der Talstraße, von dem aus die Ballone starten, veranlasst sind. Dort will man Aufschluss darüber erhalten, welche Möglichkeiten bestehen, im Bereich der Kanugesellschaft das Neckarufer für eine Bootsbucht aufzuweiten. Ein Gespräch mit den auf dem Wasen betroffenen Sportlern - Kanuten, Ballonfahrer und Reiter - soll demnächst stattfinden. Sie alle warten darauf, dass sie aus dem Schwitzkasten der Einfahrstrecke befreit werden, ebenso wie die Planer.

Auf der anderen Neckarseite kann wenig getan werden, da sei die B 10/27 vor, und jenseits der Bundesstraße haben die NWS - bis jetzt wenigstens - kein Gelände zu verschenken. Aber man kann mit ihrer Hilfe zunächst eine erste Verbindung vom Park der Villa Berg herunter ins Neckartal öffnen. Er nimmt wenige Schritte von der Cotta-Schule neben der Raitelsberg-Siedlung entfernt seinen Ausgang und würde zur Rampe eines neu zu bauenden Steges in Höhe der Ausfahrt von der Poststraße in die Bundesstraße über die Straße und den Fluss führen. Für diese Brücke ist noch keine Finanzierung sichtbar.

Bis aber der Wasen in Gestalt einer zusätzlichen Liegewiese näher an den Fluss rücken soll, wird noch einige Zeit vergehen. Das Stadtplanungsamt hat zwar berechnet, dass die Uferböschung zwischen Neckar und dem tiefer liegenden Wasen nicht mehr so hoch und so steil sein braucht, um selbst ein Jahrtausendhochwasser abfangen zu können. Bevor dort aber gebaut werden kann, muss das Vorhaben in einem wasserrechtlichen Verfahren auch wasserdicht gemacht werden. Schließlich ist der Neckar Bundeswasserstraße, und seine Uferböschungen stehen zudem unter Denkmalschutz.

Schon früher als die Passanten zu Fuß freilich, könnten Freizeitkapitäne den Neckar zwischen Hafen und Max-Eyth-See erleben, dann nämlich, wenn sich herausstellt, dass ein Bootssteg, eine so genannte Marina, in Untertürkheim zwischen dem Ölhafen und der Inselbrücke in Höhe der Lindenschulstraße erstens machbar und zweitens rentabel wäre. Ein Spezialbüro arbeitet zurzeit an Plänen. Die Hafen Stuttgart GmbH unterstützt das Vorhaben. Auch dort müssten wasserrechtliche Vorgaben eingehalten werden und außerdem der noch zu suchende Betreiber auch an einen Bootskran und einen Bootsschuppen denken. Ackermann hat sogar ein Restaurant an dieser Stelle im Sinn, vor dem auch Neckarkäptn Wolfgang Thie anlegen könnte. Schön kann das alles werden, wenn bis dahin nur nicht noch so viel Wasser den Neckar hinunterfließen würde.

Atrikelübersicht


© 2000 Stuttgarter Nachrichten, Germany