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STUTTGART 19.1.2000



Schwerarbeit mit dem alten Schlachthof

Grundstücke im Gewerbegebiet sind fast vergeben - Bürohaus und Polizeigebäude bleiben stehen

Baugrundstücke suchende Gewerbebetriebe stehen angeblich Schlange im Rathaus. Wenn es jedoch wie beim Schlachthofgelände in Gaisburg zum Schwur kommt, dauert es Jahre. Dies sei ein Sonderfall, sagt die Stadt.

VON GERT FACH

Im März 1992 musste der einst städtische und später privat geführte Schlachthof im Osten seine Tore schließen. Die finanzielle Basis für einen wirtschaftlichen Betrieb hatte sich in Luft aufgelöst. Was tun mit diesem acht Hektar großen Gelände in bester Verkehrslage? Die Antwort war im Rathaus schnell gefunden: ein Gewerbegebiet. Dieses mit Wohnungsbau zu kombinieren, wie es SPD und Grüne forderten, scheiterte an der Mehrheit im Gemeinderat. Dem neuen Gewerbegebiet Gaisburg stand nichts im Weg, zumal die Stuttgarter Straßenbahnen dort mit einem erweiterten Busdepot den Grundstein dafür legen wollten.

¸¸Im Prinzip ist das ganze Gelände schon verteilt'', sagte im Januar 1995 der damalige städtische Wirtschaftsförderer Wolfgang Häfele. Erst fünf Jahre später kann Reinhard Schäfer, Leiter des Amts für Stadterneuerung, Vollzug melden: ¸¸Bis auf ein Grundstück ist alles vergeben. Ich gehe davon aus, dass in diesem Jahr auf allen restlichen Grundstücken begonnen wird.'' Auf zehn Grundstücken stehen die Betriebe bereits. Auf drei weiteren wird gebaut. Wenigstens drei weitere kommen dieses Jahr dazu. Nach acht Jahren ist ein Ende in Sicht - vergisst man die alten Schlachthofgärten an der Ulmer/Franz-Wachter-Straße, deren Schicksal nur in einem Teilbereich geklärt ist: ebenfalls Bauland. ¸¸Die restlichen Gärten werden behutsam verlagert'', meint Schäfer. Aber warum hat es trotz großer Nachfrage Jahre gedauert, bis dieses Gewerbegebiet aufgesiedelt war? ¸¸Heute ist doch Abbruch gleich Neubau'', sagt Schäfer. Das zu beseitigende Material musste akribisch untersucht werden. Der Untergrund barg Überraschungen, bis hin zu alten Klärwerken und Brunnen, von denen niemand mehr eine Ahnung hatte. In dem Kanalnetz konnte man sich verlaufen. Und wenn es dann möglich war, Bauschutt oder wieder verwertbares Material abzutransportieren, führte der Neckar zu wenig Wasser, und das Beladen eines Schiffs war unrentabel. ¸¸Es war eine schwierige Arbeit'', sagt Schäfer. Doch die Horrorvision aus den Anfangsjahren, wo bis zu 100 Millionen Mark Schaden durch Altlasten befürchtet worden war, ist längst vom Tisch. ¸¸Wir hoffen, mit deutlich unter zehn Millionen Mark auszukommen, inklusive Abbruch, Entsorgung und Erschließung'', so Schäfer. Da die Stadt für diese Gewerbezone bis zur Inselstraße in Wangen von Bund und Land 20 Millionen Mark Sanierungsmittel bekommen hat, ¸¸geht die Rechnung dank der Grundstückserlöse einigermaßen auf''.

Das unter Denkmalschutz stehende frühere Bürohaus des Schlachthofs und das benachbarte alte Polizeigebäude bleiben erhalten. Die teilweise bewohnten Gebäude werden saniert (Beginn in diesem Jahr), der Platz davor umgebaut. Dann bleibt eigentlich nur die Aufgabe, den Verkehr in dem Bereich Ulmer, Wangener Straße, Langwiesenweg und Neckarwiesen nach allen Seiten vernünftig an den Verkehr anzuschließen.

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