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REGION STUTTGART 21.01.2000



Ein Millionensegen mit Auflagen

Landeszuschuss für Köngens Schlosssanierung bereitet der Gemeinde Sorgen

Köngen - Ein in Aussicht gestellter Landeszuschuss für die Schlosssanierung stürzt die Gemeinde Köngen in einen Zwiespalt, den nur scharfe Rechner lösen können. 23 Millionen Mark kostet es, den maroden Herrensitz wieder aufzupolieren.

VON GERHARD SCHERTLER

Arm wie eine Kirchenmaus ist die Gemeinde Köngen zwar nicht, aber die Sanierung des Schlosses stellt mit 23 Millionen Mark einschließlich des Grunderwerbs doch ¸¸einen großen Kraftakt für uns dar'', beschreibt Bürgermeister Hans Weil die Situation in seiner Kommune. Dem früher noch wesentlich reicheren Köngen standen in den zurückliegenden Jahren noch zwischen fünf und acht Millionen Mark an Investitionsmitteln zur Verfügung. Die Summe reicht aus, um die Aufgaben einer 9300 Einwohner zählenden Gemeinde stemmen zu können, ohne sich zu verschulden. Die 23 Millionen Mark für die Schlosssanierung passen allerdings nicht in dieses Konzept.

Um die Gemeindekasse nicht zu überfordern, kommt die Renovierung zwar stetig aber nur langsam voran. 1995 begannen die Arbeiten, aber das Schloss aus dem 14. Jahrhundert gleicht auch fünf Jahre später noch einer großen Baustelle.

Neuerdings gibt es allerdings die berechtigte Aussicht auf eine Beschleunigung des Verfahrens. Das Landesdenkmalamt erwartet durch den Verkauf der Energieaktien durch das Land zusätzliche Zuweisungen. Und diese Summe beabsichtigen die Denkmalschützer in Form eines Sonderprogramms zu verteilen. Das Köngener Schloss würde in Form einer 50-prozentigen Förderung davon profitieren.

Bürgermeister Weil und der Gemeinderat wissen allerdings noch nicht, ob sie den Geldsegen annehmen können. Mit dem Zuschuss verbindet das Denkmalamt die Auflage, das Schloss zu 100 Prozent öffentlich zu nutzen. Die Köngener hegten dagegen ganz andere Pläne. Zu 60 Prozent sollten die Räumlichkeiten vermietet werden, um die enormen Folgekosten für das Gebäude in den Griff zu bekommen. Hans Weil kennt bereits Interessenten, die gerne in den einstigen Stammsitz der Tumben von Neuenburg einziehen würden. Um das kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Gemeinde zu bereichern, reicht Weil die ehemalige Kapelle, der einstige Rittersaal und der Gewölbekeller des Schlosses.

Rechenkünstler aus dem Rathaus und dem Denkmalamt sind jetzt gefragt, um den Zwiespalt, in dem die Gemeinde steckt, aufzulösen. Der Bürgermeister hofft, das Projekt möglichst schnell zu Ende führen zu können und mit dem Denkmalamt einen Kompromiss zwischen öffentlicher und privater Nutzung zu finden.

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