Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 15.6.2001
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Festen wie die alten Kelten

Neue Sonderausstellung mit Luxemburger Adelsgrab

EBERDINGEN. Mit dem dritten Keltenfest begeht das Keltenmuseum in Hochdorf (Kreis Ludwigsburg) am Wochenende sein Zehn-Jahr-Jubiläum. Am Sonntag wird eine Sonderausstellung über das Adelsgrab von Clemency in Luxemburg eröffnet. Sie geht bis zum Jahresende.

Von Dieter Kapff

Nach seinem Ausflug nach Bilbao ist der Keltenfürst von Hochdorf wieder unbeschadet ins Keltenmuseum zurückgekehrt. Während seiner Abwesenheit sollte ihn eigentlich ein Adeliger vom Stamm der keltischen Treverer würdig vertreten. Doch dessen Ankunft hat sich etwas verzögert. Ob das mit der späten Geburt zusammenhängt? Immerhin ist der Kelte aus dem luxemburgischen Clemency 500 Jahre später geboren worden als der Hochdorfer Keltenfürst.

Clemency liegt westlich der Landeshauptstadt im Dreiländereck Luxemburg-Frankreich-Belgien. Unweit davon befindet sich der Titelberg, ein 43 Hektar großes Hochplateau, auf dem ein Oppidum der Treverer, ja ihr Stammesmittelpunkt lag. Der Titelberg war befestigt mit einem 2,7 Kilometer langen Wall, der die Hochfläche umgibt. Einer aus der Oberschicht der Treverer, ein 40- bis 50-jähriger Mann, hat in Clemency sein Grab gefunden. Unter einem Erdhügel von 16 Metern Durchmesser war ihm eine 14 Quadratmeter große Grabkammer aus Eichenbohlen gezimmert worden. Die monumentale Grabkammer ist nun nachgebaut in der Sonderausstellung zu sehen.

Im Grab fanden die Archäologen, als sie es 1987 ausgruben, kein Skelett, sondern ein Häuflein kalzinierte Knochenstücke vom so genannten Leichenbrand, ausgebreitet auf einem Tuch. Der Tote war zuvor auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden.

Nur wenige Jahre nach der Beisetzung haben Grabräuber die Kammer heimgesucht. In der Südostecke brachen sie ein, zerstörten die dort stehenden Weinamphoren und nahmen alles Wertvolle mit. Den Archäologen ließen sie nur 27 Keramikgefäße, zehn Amphoren und ein Bronzebecken übrig, das reichhaltige Ess- und Trinkgeschirr, Waffen, Schmuck, kostbares Glas und Ähnliches fehlen. "Nach zwei Ausstellungen mit überreichen Goldfunden'', meint Museumsdirektor Tiberius Bader, "ist das nun ein Kontrastprogramm.'' Interessant ist ein Bratrost aus der Spät-La-Tène-Zeit. Die noch verbliebene Grabausstattung, darunter eine Öllampe aus Italien, zeigt, dass die treverische Führungsschicht zunehmend romanisiert wurde. Der Herr von Clemency dürfte einer der letzten keltischen Adeligen mit eigenständiger Position gewesen sein. Denn 58 bis 51 vor Christus hat Cäsar Gallien erobert.

Eröffnet wird die Sonderausstellung am Sonntag (17.Juni) im Rahmen des dritten Keltenfests, das am Samstag um 14 Uhr beginnt. Schon heute Abend spielen im Festzelt vor dem Keltenmuseum The Beatboys auf. 120 ehrenamtliche Helfer werden unter anderem mit dem Keltenbier für das leibliche Wohl der 5.000 erwarteten Besucher sorgen. Am Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag schon von 11 Uhr an sind Vorführungen und Darbietungen zum Thema keltisches Leben zu sehen, darunter Töpfern und Weben, Bogenschießen und Schmieden, Modenschau, Schmuckherstellung und Münzprägung.

Das Keltenmuseum in Hochdorf kann in diesem Jahr auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Der Förderverein für das Museum hat sogar schon 15 Jahre auf dem Buckel.

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