Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 18.6.2001
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Mancher "Kelte'' ist Doktor der Archäologie

Keltenmarkt in Eberdingen-Hochdorf zeigt Lebensweise in der Zeit vor rund 2500 Jahren

EBERDINGEN. Aus dem Dunkel der Geschichte sind die Kelten am Wochenende in Eberdingen-Hochdorf ans Licht der Gegenwart getreten. Vorführungen und Darstellungen haben den Besuchern des Keltenfests einen Eindruck vom Leben der Menschen vor 2500 Jahren vermittelt.

Von Martin Willy

Es war ein buntes Völkchen, das sich da rund um das Keltenmuseum in Hochdorf im Kreis Ludwigsburg versammelt hatte. Jenseits von Glasvitrinen und trockenen wissenschaftlichen Abhandlungen hatten sich Männer und Frauen keltische Kleidung übergestreift sowie ihre Zelte und diverse Stände aufgebaut. Keltisches Leben in all seinen Facetten sollte den großen und kleinen Besuchern des Fests nahe gebracht werden. Das zehnjährige Bestehen des Keltenmuseums samt der Neueröffnung des Freilichtmuseums Keltengehöft wurde gefeiert.

Alles an den "Kelten'' sollte möglichst stilecht sein, vom Scheitel bis zur Sohle. So nahm etwa der Schmied noch rasch seine Brille ab, bevor er fotografiert wurde. Und sein Kollege vom Nachbarstand, an dem keltisches Essen zubereitet werden sollte, zog vor dem Grillen etwas verschämt die Forellen aus der Plastikhülle. Allerdings taten diese kleinen neuzeitlichen Zugeständnisse dem Interesse und der Freude an dem Markt keinerlei Abbruch.

Die Männer und Frauen in historischem Häs waren aus dem gesamten Bundesgebiet angereist, um zu demonstrieren, wie die Kelten beispielsweise mit dem Gewichtswebstuhl gearbeitet, Korn auf Stein gemahlen und mit Pfeil und Bogen gejagt haben. Allerdings waren nicht nur Freizeitkelten und Hobbyhistoriker gekommen. Die Universität Hamburg mit ihrer Arbeitsstelle für experimentelle Archäologie sorgte für den wissenschaftlichen Hintergrund. Und auch die Tübinger Keltentruppe Carnyx hat keltisches Leben und Gegenstände dieser Zeit fachmännisch in Szene gesetzt. Für die zwölfköpfige Gruppe ist das kein Problem. Denn sie besteht zu 70 Prozent aus, zum Teil promovierten, Archäologen. Ihr Ziel ist es, als "Museum zum Anfassen'' die Menschen für die (Vor-) Geschichte zu interessieren.

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